Die Konflikte im Wald führen zu Einschränkungen für Wandernde
Die mit Abstand meisten Interessenkonflikte entstehen jedoch zwischen Wandernden und MountainbikerInnen, sagt Waldtraud Nenninger: „Das haben wir fast jeden Sonntag, dass wir da Probleme haben. Das ist manchmal schon echt belästigend.“
Das Hauptproblem: Obwohl es für MountainbikerInnen vorgesehene Trails gibt, fahren die meisten auf Wanderwegen, die für Mountainbikes eigentlich nicht erlaubt sind. Gerade am Königstuhl werden öfter illegale Trails genutzt als die offiziellen Strecken. Denn diese kosten dort Geld. Unterhalb gibt es einen großen Parkplatz an der Blockhütte. Vor allem Leute von außerhalb reisen dafür an, wie die Autokennzeichen verraten. Die Mountainbike-Strecken des Odenwalds sind zwar kostenlos, aber auch breiter und besser ausgebaut als die illegalen Trails. Trotzdem sieht die 2-Meter-Regel vor, dass MountainbikerInnen im Wald nur auf Wegen fahren dürfen, die mindestens zwei Meter breit sind. Dass die RadfahrerInnen lieber engere Wege befahren, kann Waltraud Nenninger sogar nachvollziehen: „Wir laufen ja auch lieber die schmalen Wege, auf denen Steine und Wurzeln und so sind. Die breiten Wege sind mehr eben. Da ist halt der Kick nicht so da, dass muss man ganz ehrlich sagen.“
Eine Folge der illegalen Trails ist, dass die Wanderwege kaputt gehen. Vor allem wenn die MountainbikerInnen mit teilweise sehr dicken Reifen über den Boden fahren, der durch Regen angefeuchtet ist, entstehen Rillen im Boden. Für die FußgängerInnen sind die Wege anschließend viel schwieriger zu gehen. Waltraud Nenninger und die Teilnehmenden der Wanderungen schauen dabei nicht tatenlos zu. Immer wieder weisen sie die MountainbikerInnen und andere FahrradfahrerInnen darauf hin, dass diese sich gerade nicht auf einem Radweg befinden. Das führt oft zu Diskussionen oder sogar zu Beleidigungen, erzählt sie mir. Die Wandergruppen des Odenwaldklubs in Heidelberg vermeiden mittlerweile einige eigentlich schöne Wanderwege wie beispielsweise den „staubfreien Wanderweg“ oder die Wege rund um die Blockhütte. „Wenn man ständig, alle paar Schritte auf die Seite gehen muss und die kommen von vorne und von hinten, dann macht es auch kein Spaß mehr“, so Waltraud Nenninger. Andererseits funktioniere es auf Wegen, die sowohl für FußgängerInnen und RadfahrerInnen ausgeschildert sind, ganz gut. Die WanderführerInnen machen ihre Wandergruppe zuvor darauf aufmerksam, dass der Weg nun für beide Parteien geeignet ist, sodass RadfahrerInnen problemlos vorbeifahren können. Eine Abschaffung der 2-Meter-Regel kann sich Waltraud Nenninger aber nicht vorstellen, dann würde es für Wanderende auf schmalen Wegen noch schwieriger, sich durchzusetzen, befürchtet sie.
Auch in den E-Bikes sieht Waltraud Nenninger ein Problem. Als Wandernde hört sie die Fahrräder kaum. Diese werden zudem oft von SeniorInnen gefahren, die mit dem Fahren auf unebenem Untergrund Schwierigkeiten haben. So entstehen auch viele Unfälle im Heidelberger Stadtwald, berichtet Waltraud Nenninger. Für den ultimativen Nervenkitzel zieht es einige MountainbikerInnen auch nachts dorthin. Mit dem hellen Licht und den Geräuschen stören sie dabei Wildtiere, die gerade zu dieser Zeit aktiv werden.
Waltraud Nenninger empfiehlt mir, den Wanderweg vom Gaisbergturm runter zum Blockhaus und dann weiter Richtung drei Trögen zu gehen. Obwohl es Montagmorgen gegen 10 Uhr ist, als ich mich auf den Weg mache, begegnen mir gleich mehrere MountainbikerInnen. Die Wege, die sie befahren, sind keine zwei Meter breit. In der Nähe des Gaisbergturms steht ein Mountainbiker quer auf dem zwei Meter breiten Weg und gönnt sich eine kurze Pause, bevor er sich für den kreuzenden illegalen Trail entscheidet.
Und wie kann man das jetzt lösen?
Im Moment kann man sich mit diesen Konflikten nur an die Stadt wenden. Das hat Waltraud Nenninger bereits wiederholt getan. Diese wiederum sagt ihr, dass sie extra Bedienstete haben müsste, die durch den Wald laufen und Strafen an die MountainbikerInnen verteilen. Dafür fehle der Stadt aber das Geld. Eine solche Strategie sähe die Wanderführerin ebenfalls kritisch: „Ich weiß nicht, ob man das jetzt unbedingt braucht, dass man da auch wieder Strafe verhängt, wenn die Einsicht nicht von selbst kommt…“. Sie hält eine unabhängige Interessensgemeinschaft für die Pflege des Walds eine gute Sache. Die könnte sich dann auch um solche Konflikte kümmern.
Für den Philosophenweg könnte sich Waltraud Nenninger ein Gitter oder ein Drehkreuz vorstellen, welches Fahrräder und auch E-Roller abfängt. Der Weg dort ist zwar zwei Meter breit, ist aber als Vorzeigeweg mit Blick auf das Heidelberger Schloss eine reine Fußgängerzone. Leider ist das nur schwer zu erkennen. Aktuell gibt es nur ein kleines verstecktes Schild. Die Wanderführerin wünscht sich ein großes auffälliges Schild oder eine Bodenbemalung, die kenntlich macht, dass Fahrräder dort verboten sind. Mitten im Stadtwald mangelt es ebenfalls an einer unübersehbaren Beschilderung. Die Wanderwege und die offiziellen Mountainbike-Trails sind zwar ausgezeichnet, aber es gibt keine deutlichen Verbotsschilder.
Im Schwarzwald sowie oberhalb der Thingstätte in Heidelberg wurden beispielsweise schon Schilder aufgestellt, die betonen, dass der Wald für alle da ist und beide Parteien aufeinander Rücksicht nehmen sollen. Auch Schilder, die explizit aufweisen, dass Mountainbiken verboten ist, findet Waltraud Nenninger gut. Diese sind ebenfalls im Schwarzwald bereits verbreitet und sind entlang des ganzen Wanderwegs zu finden, damit auch unterwegs immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, erklärt sie mir. Aus ihren eigenen Erfahrungen kann sie sagen, dass das im Naturpark Schwarzwald entsprechend gut funktioniert. Abschließend fasst sie zusammen: „Die FahrradfahrerInnen können ruhig den Wald nutzen, wenn sie auf ihren Wegen bleiben. Dann ist das überhaupt kein Problem. Das sehen wir alle so. Wir freuen uns über jeden freundlichen Radfahrer. Das ist leider sehr selten.“